Wildnis

Wenn ein Waldstück einmal nicht mehr bewirtschaftet wird, wandelt sich das ganze Gefüge. Bäume stürzen um, ihre Wurzeln brechen den Boden auf, die Stämme liegen quer und werden langsam zersetzt. Lang Verschwundenes kehrt zurück: Pilze, Farne, Flechten, Käfer, dann Vögel und mit den Vögeln die Samen der neuen Bäume. Es ist ein langsamer Wandel und doch mag er überraschen, wenn das Waldstück sich verändert zeigt. Nicht einzugreifen, es geschehen lassen, es ansehen, ohne Intention oder Plan, ohne Berechnung, es ist Ausdruck einer Haltung. Zu dieser Haltung gelange ich über die Erfahrung des Mangels, der in der gehemmten Kultur, in dem Forst sich zeigt. Ist diese Haltung eingenommen, bricht eine Vielfalt ein, die dabei nach harmonischen, kaum durchschaubaren Regeln geordnet scheint. In dieser Ordnung ist auch das Wilde zuhause, das Raubtier, das Schattenhafte, das Dunkel der Nacht und das Mondsüchtige. Und so lass ich alles sein, auf dass in mir die Käfer ihre Gänge graben, auf dass sich Farne und Ihre Sporen verbreiten, auf dass ein Geheimnis sich erheben mag.

Und darum laufe!

Niederlage

Der Wert einer Niederlage, ich sage, er liegt über dem Wert eines Sieges. Die Niederlage führt zurück, holt den Helden zurück von den Sternen auf die Erde. Aus dem Rausch wird ein nüchterner Zustand und still wird der Mensch. Zu einem Betrachtenden, einem Erkennenden wird er. Alles ist ihm sichtbar. Die Täuschung ist vorbei. Sich selbst erkennt er nun ganz deutlich und er erfährt sich neu in dieser tiefen Enttäuschung. Und er sieht noch mehr: Dort also steht der Sieger. Wie zeigt er sich? Welcher Art ist sein Jubel? Gehemmt oder extatisch? Von welcher Last scheint er in diesem Moment befreit zu sein? Was hat ihn hier herauf getrieben, der Beste sein zu müssen? Abgründe werfen ihre Schatten in das Gesicht des aus sich selbst heraus leuchtenden Helden. Dass es so viele Verlierer gibt auf dem Weg der Ermittlung dieses Einen, des Strahlenden, es ist der eigentliche Wert dieser Wettkämpfe. All die, die es nicht wurden, sind von der Last der Täuschung befreit. Das ist ein gutes Gefühl, frei zu sein.

Und darum laufe!