Regentropfen

Im Wald die Regentropfen leise fallen. Eine Wasserfläche fängt meinen Sinn. Kreise sanft sich ziehen. Kleine, von Zeit zu Zeit ein etwas Größerer. Die Wellen nun im Kreise sich ausbreiten und einander begegnen. Es ist ein feines Spiel. Es ist ein Ebenmaß darin. Und es ist alles voller Sinn. Der Bäume Schatten liegt leicht bewegt auf dieser Fläche. Es ist ein Blick hinab und hinauf zugleich. Ich erinnere, schon oft genau so geblickt zu haben. Schon oft geborgen mich gefühlt zu haben, in dem Spiel der Wellenberge. Und kein Tropfen stört die Harmonie, kein fehlgesetzter Kreis. Alles mit Bedacht, von sanfter Hand geführt. Kein einziger Tropfen ohne Sinn.

Und darum laufe!

Apollonia

Nach langem Lauf setze ich mich, um auszuruhen. Eine Quelle entspringt an diesem Ort. Ich trinke von ihr und hole Atem. Das stete Plätschern des frischen Wassers, es ist ungeschöpft, bis auf diese zwei Handvoll, die ich zu mir nehme. Und so verfolge ich den Lauf des Wassers, die in der Luft bewegte Form, die sich stet wandelt, doch nie aus ihrem Rahmen springt. Mit einem Male bemerke ich eine zarte Blume. Ein Schneeglöckchen, grün und weiß. Und es spricht zu mir, das Schneeglöckchen: Hast Du eine Frage an mich? Ich werde sie Dir beantworten. Ich denke nicht darüber nach, was ich fragen könnte, denn eine Frage war in mir, bevor das Schneeglöckchen überhaupt zu sprechen begann: Schneeglöckchen, gibt es einen freien Willen? Hier, anderswo, in diesem Universum, überhaupt? Und das Schneeglöckchen antwortet: Ich bin reiner, freier Wille. Alles an mir ist freier Wille. Es war mein freier Wille, zu sein, zu werden und zu vergehen. In dieser Form, zu dieser Zeit, an diesem Ort. Ich bin sprachlos. Ergriffen, in der Tiefe meiner Seele. Ich drücke meine Dankbarkeit aus: danke! Dann laufe ich weiter.

Und darum laufe!

Frühjahrssturm

Das Rauschen des Windes in den Kiefern über mir lässt mich lauschen.So wie ich jetzt lausche, habe ich es schon zuvor viele Male getan. In vielen Jahren. Stets empfing ich eine Botschaft. Daran erinnere ich mich jetzt. Das Rauschen schwillt an, es tönt herbei und zieht wieder fort. Seitlich weg von meinem Weg. Lebendig und wesenhaft. Je mehr ich lausche, umso mehr nehme ich wahr und umso mehr verstehe ich. Schon immer verstand ich etwas, doch nicht, wie ich jetzt verstehe. Ich bin mir sicher: Es ist eine Sprache! Sie kündet von der Ferne, aus der der Wind sich aufgemacht hat. Sie kündet von fortwährender Bewegung. Ohne Anfang ohne Ende. Eine Weite liegt darin.

Und darum laufe!