Umfließen

Und das Weiche umfließt den Stein, und das Fließende höhlt den Stein, das Wasser umschmeichelt den Stein, und das Charmante erreicht den Stein, und das Herz erweicht den Stein, und das Weiche bricht den Stein, und der Hammer zerschlägt den Stein, und die Mühle zermahlt den Stein, und Sand wird aus dem Stein, und in der Hand zerrinnt der Stein, und die Liebe ersehnt den Stein, und der Druck erzeugt den Stein, und der Sand er wird zu Stein, und die Liebe gebiert den Stein, und die Liebe liebt den Stein, und das Weiche umfließt den Stein.

Und darum laufe!

Silbriger Glanz

Eine Barriere, unsichtbar. Ich komme zu ihr nach einer Weile des Laufens. Ich verlangsame meine Schritte und winde mich behutsam durch sie hindurch, als wäre sie ein schwerer Vorhang aus einem blickdichten Material zum Schutze einer Kammer, eines Kinosaals etwa. Kein Licht soll hindurchdringen, kein Schall, keine Zugluft und auch keine Kälte. Ich gleite hindurch, erst mit dem linken, dann mit dem rechten Bein. Und ich verschließe den Vorhang hinter mir ebenso behutsam, wie ich ihn zuvor öffnete und durchschritt. Dass diese Handlung von Bedeutung ist, bemerke ich in dem Moment, in dem ich völlig hindurchgeschritten bin. Und ich bin nun in einer anderen Welt. Eine Welt, die hier beginnt und von der ich weiß, dass ich sie nur an genau dieser Stelle wieder verlassen kann. Ich werde durch diesen Vorhang wieder zurückkehren, ganz sicher. Diese Welt hält Begegnungen für mich bereit. Ein paar Meter nur und ich werde getroffen von einem silbrigen Schimmern auf dem Weg vor mir. Die Reflexion des Sonnenlichts in einem von silbrigem Glanz durchzogenen Stein zieht mich in ihren Bann. Glimmer und Glanz, ich neige mich hinab und ergreife den Stein, um tiefer in mich einzutauchen. Ein Bild aus Kindheitstagen, eine Begebenheit, ein Ereignis. Der Moment, in dem mein Leben eine Wendung erfuhr, die mich als erwachsenen Mann hierher führte. Deren Bedeutung ich jetzt erkennen kann. Genau jetzt ist der Moment erreicht, erwirkt, in dem mir ein Erkennen möglich ist. Und ich sehe in der Tiefe, was sich ereignete, sehe die Gefühle all derer, die darin verwickelt waren. Sehe, fühle, höre und schmecke. Perspektiven in Gleichzeitigkeit, als würde ich fliegen wie ein Vogel, als würde ich blicken aus meinen Augen und denen anderer Menschen. Was nehme ich mit hiervon? Es ist der silbrige Glanz in den Augen eines Kindes, zu dem ich vorgedrungen bin. Durch den Stein hindurch blickte es mich an und ich bin ihm gefolgt.

Und darum laufe!

Sprechende Steine

Auf meinem Weg ein Stein zu mir spricht: Wie also ist es nun bestellt um Dein Ego, Dein Ablassen, Dein Dich Lösen? Und ins Mark getroffen, ich zusammensinke. Dem Stein ich antworte: Ich bemühe mich darum, wie weit, wie wenig mir gelingt, ich ahne davon, doch ich weiß es nicht. Dies ist meine Form, bis hierher. Anderes war mir nicht möglich, dies war mein Weg und ich bin noch dabei, was kommen wird, ist völlig offen …  Ein Moment der Stille uns versöhnt, ich den Stein nun frage: Wie nun ist es um Dich bestellt? Er mir antwortet: Ich liege hier, lasse mich zertreten, werde zu Staub, lasse mich ausspülen, verschwinde langsam aber stet, doch Dich nach Deinem Ego zu befragen, auch davon abzulassen, mir bisher noch nicht gelang.

Und darum laufe!