Zu springen

Zu ermüden an dem Scheitern, an der sich nicht wandelnden Form, an der Bedingtheit. Denn durch sie hindurchzugehen überfordert die eigenen Kräfte. Und so ist alle Kraft hineingesteckt in das Aufrechterhalten dieser Form. Eine leichte Ahnung davon, wie ein silbriger Schimmer, was das Leben sein könnte an Freiheit, an Erfüllung, an Glück – eine leichte Ahnung davon ist dort zu erkennen, in der Mitte des brennenden Rings, durch den hindurchzuspringen ich Jahre schon zögere. Weiß ich doch, es gibt nur diesen Weg. Das Feuer wird mich versehren, erst Haut und Haare versengen, mich verkohlen wie ein Stück Holz, schließlich in mir erlösen, was an geneigter Körperhaltung, an erschlaffter Körperform sich über Jahre hin manifestierte. Ein freier Körper auch wird dort auf der anderen Seite auf mich warten. Er ist mir versprochen. Und dies der Trost: Der Ring aus Feuer, aus ihm heraus blicken mich meine Ahnen an. Ihre Augen aus den Flammen heraus mir entgegenleuchten. Erkennen kann ich sie erst, wenn ich gesprungen bin. Ihre Güte, ihre Wärme, ihr Mitgefühl und ihr Vertrauen in mich. Ihr Verständnis zudem und ihre Liebe. Und so erlöst sich der ganze Schrecken dieses Spieles. Die Logik ist erkannt. Doch zu springen ich habe, hinein in dieses Feuer.

Und darum laufe!

Der Schlag

Ich laufe, mitten auf dem Weg trifft es mich wie ein Schlag: Was ist das vor mir? Was war das? Jahr um Jahr, dieses Weiter, Weiter, Schritt um Schritt? All das Laufen, die Distanzen, Kilometer! Ich hatte nichts verstanden, ein Irren im Nebel. Im Glauben, das Eilen würde den Nebel lichten. Was ist das vor mir? Was ist es wirklich? Ich meine nicht den Weg, den Sand, die Kiesel, nicht die Bäume am Wegesrand, nicht den Fluss. Was ist das, wohinein ich den nächsten Schritt setze? Der Schlag, er ist, zu bemerken, in welcher Bedingtheit ich stand bis hierher. Der Schlag, er ist, den eigenen Schatten zu sehen, den blinden Fleck in der eigenen Netzhaut zu sehen, ganz deutlich. Das also ist der begrenzende Käfig, den ich mir installierte. Das Lichtgerüst, im Nebel golden leuchtend. Ich erstarre und stehe still, diesem Moment nachzuspüren. Einen Hauch von Freiheit erblicke ich vor mir. Die Freiheit in mir, sie ist in diesem Moment vollkommen. Sie ist vollkommen, um sie mit dem nächsten Schritt hinein in diesen Raum wieder einzubüßen. Bedingt war ich bis hierher. Frei bin ich jetzt. Bedingt werde ich sein von hieraus. Doch ich habe diesen kurzen Moment, in dem mich der Schlag traf. Ich werde ihn hüten wie einen Schatz.

Und darum laufe!